2021 - Radeln im Naumburger Land

Corona hat auch in diesem Jahr jegliche Pläne für die Männertagstour über den Haufen geworfen. Da wir das schon geahnt haben, sind wir uns von vorn herein einig gewesenm, unser Treffen auf den Sommer zu legen. Etliche Vorschläge kommen auf den Tisch. Letztlich zündet dann der Vorschlag vom Kelly. Er lädt alle in sein geräuniges "Försterhaus" nach Naumburg ein. Alle sind damit einverstanden, dass wir uns vom 2.-5. August beim Kelly treffen. Er schickt im Vorfeld einen Plan per Whatsapp an die Gruppe und umreist kurz seine Pläne für die Tage.


Einen Tage vor Anreise erreicht uns die Nachricht, dass Waldi aufgrund eines Trauerfalls in der Familie nicht kommen kann. Ich fahre am 1.8. mit dem Auto zum Kelly und bringe schonmal mein E-Bike und die Klamotten für die 4 Tage nach Naumburg. Am Montag holen mich Wolfgang und Atze in Halle ab. Atze hat beim Telefonat am Sonnatg nur mit halben Ohr hingehört und so fährt er prompt zu Tannenweg nach Halle. Dort gibt es natürlich keine Nummer 5, was soviel wir 45 Minuten Umweg durch das Baustellenwirrwar von Halle bedeutet. Trotzdem sind wir gegen 13:30 beim Kelly. Paul ist auch schon angekommen und wir setzen und zunächst ins Toscaneum vom Kelly und tauschen die aktuellsten News aus. Kelly klärt uns auf, was er in den kommenden Tagen mit uns geplant hat. Sein Hinwesi in der oben erwähnten Whatapp, das für ein E-Bike hier sehr hilfreich wäre, hat Paul richtig verstanden. Er hat ein E-Bike in Berlin für die kommenden Tage gemietet. So ist Wolfgang der Einzige, der mit einem "Normalo"- Rad fährt. Da bin ich gespannt, wie das ausgeht. Das Angebot von Gudrun, doch Ihr E-Bike zu nehmen schlägt er auch aus - na schaun wir mal was er morgen sagt. Für den Rest das Tages hat Kelly eine kleine "Aufwärmrunde" rund um Naumburg vorgesehen. Die starten wir dann auch schon wenig später. Hier die gefahre Route zur Einstimmung:


Schaut doch ganz nett aus - oder ? Man muß dabei aber bemerken, dass der Kelly so gut wie nie Straße fährt und auch asphaltierte Radwege sind nicht sein Terrain. Will also heißen, es geht möglichst über schmale Waldwege und Wiesen, die wahrscheinlich außer dem Kelly vor 20 Jahren das letzte Mal mit dem Fahrrad befahren wurden. Schon bei den ersten kleineren Anstiegen wird klar, dass Wolfgang hier etwas überfordert ist. Wir erreichen das Kroppental, nachdem wir Neidschütz, Boblas, Wetterscheidt und Mertendorf passiert haben. Im Kroppental schauen wir uns den "Engel vom Kroppental" an - die reliefartige Darstellung eines Engels mit ausgebreiteten Flügeln, der wie eine Sphinx grob aus der brüchigen Standsteinbank gearbeitet wurde. Sie soll über 300 Jahre alt sein. Der Himmel nimmt so langsam Farben an, die und nach einem Unterschupf Ausschau halten lassen. Den finden wir auch schon wenig später in der Gaststätte "Neue Welt" am Ende des Kroppentals. Wir kehren ein, bestellen etwas gegen die Unterhopfung und warten unter dem Sonnenschirm ab, bis die kurze Regenhusche vorbei gezogen ist. Zurück in Naumburg schauen wir uns noch die eher unbekannte "Schweinebrücke" an. Am Abend hat die "Servicekraft" leckeren Kartoffelsalat zubereitet und der Kelly grillt Leckerein vom lokalen Metzger seines Vertrauens. Danach wird es ein gemütlicher Abend im Toscaneum ...

Der Tag 2 beginnt mit einem leckerem Frühstück im Toscaneum. Da die Servicekraft sich am gestrigen Abend verabschiedet hat, müssen die Männer also alles allein organisieren. Das ist natürlich kein Problem, denn es hat an den zurückliegenden 39 Männertagen mehr als einmal bestens geklasppt. Kelly und Paul gehen im nahe gelegenen Supermarkt das Notwendige einkaufen. Entgegen den verschiedenen Wettervorhersagen der Smartphone-Apps ist es doch ausgesprochen schönes Wetter. So brechen wir nach dem Frühstück zur 2-ten Tour auf. Der Kelly hat die Tour im Vorfeldt wie folgt beschrieben:

"Durch die Hölle - Über den Göttersitz - Zum Himmelreich"

Mal schauen wo es mir besser gefällt. Nach den Strapazen mit seinem Rad am Vortag hat sich Wolfgang jetzt doch überreden lassen, das E-Bike von Gudrun zu nehmen. Und um es vorweg zu nehmen - eine Weise Entscheidung. Hier wieder die Tour im Bild:

Da der Kelly fasst am höchsten Punkt von Naumburg wohnt, müssen wir zunächst ca. 100 Höchenmeter bergab - natürlich durch schmalste Waldwege - hier ist höchste Konzentration angesagt. Erstes Ziel sind kleine Stromschnellen an der Saale. Angeblich sind wir hier schon mal mit dem Faltboot gefahren. Keine Ahnung, ob ich mir das heute noch zutrauen würde. Weiter entlang der Saale erreichen wir Roßbach - den Startpunkt zur Hölle. Und die hat ihren Namen verdient. Die nächsten gut 2 Kilometer überwinden 130 Höhenmeter - die Mathematiker unter Euch können ja mal schnell die durchschnittliche Steigung berechnen (ich komme auf 6.5 %). Bis auf den Kelly müssen trotz E-Bike alle das Ganze schiebend überwinden. Ich stelle fest, das es in der Hölle doch nicht so angenehm ist.

In Großwilsdorf zeigt uns der Kelly sein Elternhaus und wir radeln weiter über herrliche Ebenen bis wir kurz vor Frankenau den Göttersitz passieren - alles natürlich auf kleinen Feld-und Waldwegen. Es ist Zeit einzukehren und etwas gegen die Unterhopfung zu tun. Dafür bietet sich die "Schöne Aussicht" geradezu an. Die Gaststäte liegt oberhalb von Bad Kösen und bietet beste Aussicht auf das dortige Gradierwerk und die Saale. Allerdings scheint man noch mit den Auswirkungen von Corona zu kämpfen. Ein Kellner für die ganze Terrasse, deren Tische gut besucht sind. Von der Speisekarte ist leider auch nur ein Teil wirklich verfügbar. Wir machen das Beste draus - steigen bald wieder gestärkt auf die Fahrräder und peilen das Himmelreich an. Diese wunderschön gelegene Gaststätte liegt direkt gegenüber der Rudelsburg und der Burg Saaleck und bietet zudem einen grandiosen Talblick auf das Tal, in dem sich die Saale windet. Ich kenne die Gaststätte von meinen Touren mit dem Motorrad. Mindestens zwei mal im Jahr bin ich dort zu Besuch. Wir bekommen einem schönen überdachten Sitzplatz. Der Himmel verdunkelt sich zunehmend und wir können noch eine ganze Weile draußen sitzen bleiben, ehe es dann doch ziemlich ungemütlich wird. Wir suchen uns einen Tisch im Innernraum und warten das Gewitter ab. Keine halbe Stunde später ist alles vorbei und wir können zum nächsten Ziel aufbrechen.

Kelly hat für 18:00 Uhr einen Tisch im Hotel "Rittergut Kreipitsch" bestellt. Dafür geht es in rasender Abfahrt hinab nach Bad Kösen - mein Tacho zeigt 55 km/h. Da wir noch reichlich Zeit heben, wollen wir noch einige Sehenswürdigkeiten bestaunen. Das bedeutet, wieder 130 Höhenmeter bergauf. Aber zum Glück haben heute ja alle ein E-Bike, was das Ganze schon sehr erleichtert. Als erstes das 1926 errichtete Löwendenkmal nahe der Rudelsburg. Es ehrt die 2.360 Kösener Corpsstudenten, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren.Es folgt ein kurzer Besuch der Rudelsburg, bevor es letztlich weiter zum Rittergut geht. Dieses schöne Hotel liegt noch oberhalb der Rudelsburg und gewärt somit einen optimalen Blick. Im Rittergut bekommen wir ein sehr gutes Essen serviert. Dann führt uns der weitere Weg über Crölpa-Lobschütz, Heiligenkreuz und Flemmigen wieder zurück zu Kellys Haus. Eine wunderschöne Runde geht zu Ende und ich stelle fest, das ich das Himmelreich doch mehr liebe als die Hölle - obwohl man beides gesehen haben sollte.

Der heutige Radler-Tag steht unter dem Motto : "Genußradeln"

Der Kelly möchte uns die Schönheiten der Weinregion Saale-Unstrut zeigen. Er hat im Vorfeld die Strecke schon mal abgefahren und uns quasi angekündigt. Das scheint offenbar notwendig, denn außerhalb der weit über die Region hinaus bekannten Events wie "Weinmeile" und "Weinfrühling" sowie "Winzerfest" fahren die meisten Weingüter hier auf Sparflamme - es soll sich angeblich nicht lohnen. Na schaun wir mal. Hier kommt die heutige Strecke:



Also wieder den Berg hinab nach Naumburg und zum Weingut "Gussek" gleich innerhalb der Stadt. Keine Seele zu sehen - vielleicht sind wir auch etwas zu früh. Also wieder austeigen und in Richtung Kloster Pforta. In dem gewaltigen Gebäudekomplex ist auch die Landesschule Pforta untergebracht, in der der Kelly zur Schule ging und sein ABI gemacht hat. Durch einen herrlichen Wald führt uns der weitere Weg bis Bad Kösen. Dabei passieren wir die "Klopstockquelle", die nach dem deutschen Dichter benannt wurde, der ebenfalls Alumni in Schulpforta war.

In Bad Kösen geht der Radweg auf der s.g. Weinmeile weiter. Das ist die ca. 7 Kilometer lange Strecke bis Roßbach entlang unzähliger Weingüter, die während der "Weinmeile" von zig Tausend Besuchern bevölkert wird. Heute ist hier "Tote Hose". Das erste Weingut, welches geöffnet hat, ist "Lützkendorf". Hier genehmigen wir uns 2 leckere lokale Spezialitäten. 2 km weiter machen wir wieder Stopp - Nachtanken ! So langsam stellt sich Hungergefühl ein. Daher wollen wir im Weingut "Wartenberg" ein Kleinigkeit zu uns nehmen. Es ist zwar geöffnet, jedoch Fehlanzeige mit Essen. So entscheiden wir uns einige Kilometer zurück zu fahren und das Fischhaus an der Saale zu besuchen. Eine goldrichtige Entscheidung. Neben leckerem Bier gibt es für jeden eine Kleinigkeit zu Essen. Wir radeln weiter über Roßbach und Kleinjena um in Großjena auf die Unstrut zu treffen. Auf der linken Seite der Unstrut fahren wir bis zur Zettenbachmühle und weiter auf der rechten Seite bis Freyburg. Alle Weingüter sind hier geschlossen ?? Keine Ahnung warum ?? Wegen Reichtum geschlossen ?? Zu wenig Gäster ??

In Freyburg auf dem Markt ist eine sehr bekannte Eisdiele, an der wir natürlich nicht vorbei kommen. Da wir noch etwas Zeit bis zum 18:00 Termin im Bürgerhaus Naumburg haben, wollen wir probieren, ob im Weingut Reifert noch ein Gläschen Wein bekommen. Wir haben Glück - eigentlich ist auch geschlossen, aber die Seniorcheffin des Hauses macht eine Ausnahme. Sie verbindet das auch gleich mit einer kleinen Info-und Verkaufsveranstltung. Alles sehr nett und wir erfahren einiges über das hiesige Weinbaugebiet.

Das Abendessen ruft. dazu hat der Kelly im Bürgerhaus naumburg einen Tisch bestellt. Über Großjena erreichen wir den Blütengrund, wo wir mit einer kleinen Fähre auf die andere Seite wechseln. Um zum Bürgerhaus zu kommen, müssen wir quer durch Naumburg. Auch hier nimmt der Kelly natürlich nicht die "Guten" Straßen, sondern zeigt uns wie viele Kopfsteinpflasterstraßen Naumburg noch hat. Der letzte Kilometer hinauf zur Gaststätte hat dann auch noch eine ordentliche Steigung. Aber der gewaltige Biergarten am Bürgerhaus ist diese Anstrengung allemahl Wert. Kelly wird vom Kellner Jens begrüßt - man kennt sich durch die regelmäßigen Doppelkopfabende, die der Kelly hier mit 4 alten Kumpels regelmäßig veranstaltet. Das Essen ist hier wirklich ausgezeichnet - ich wäre froh, wenn es in Halle etwas Vergleichbares geben würde. Zurück zum Haus von Kelly müssen wir wieder hinab nach Naumburg um dann wieder steil bergan zu fahren. Eine schöne Tour liegt wieder hinter uns - kanpp 47 Kilometer. Der Abend klingt wie immer im Toscaneum aus. Es werden Pläne für die Zukunft geschmiedet. So wollen wir im Oktober gemeinsam mit unserern Frauen für 3-4 Tage in der Harz fahren. Für das nächste Jahr steht die 40-ste Männertagstour an. Das soll natürlich was ganz Besonderes stattfinden. Erste Ideen gehen in Richtung "Mit dem Motorsegler entlang der Kroatischen Küste". Aber es ist noch reichlich Zeit und keiner weis, die wie vielte Coronawelle im kommenden Jahr Europa im Griff hat. Aber wir sind alle Rentner und daher sehr felxibel - es wird uns schon was einfallen. Also bis dahin ....

Euer Elch